SPD Coesfeld

Erinnerungen von Martin Schulz zum Misstrauensvotum gegen Willy Brandt heute vor 45 Jahren

Veröffentlicht am 27.04.2017 in Bundespolitik

Das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt elektrisierte uns damals alle. Auf den Tag genau 45 Jahre ist das jetzt her. Rainer Barzel von der CDU wollte den Kanzler stürzen. Den ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler. Einen, der die Nazis bekämpft hatte, und später in Warschau für deren grässliche Verbrechen niederkniete. Die Gänsehaut vergesse ich in meinem Leben nicht mehr.
Die CDU wollte ihn jedenfalls loswerden, weil er sich mit dem Osten zu versöhnen bemühte. Für die Konservativen war das der „Ausverkauf deutscher Interessen“. Das Misstrauensvotum – ich war damals 17 – schauten wir uns in meiner Schule alle zusammen in der Aula an. Eisige Stille herrschte, so gespannt waren wir. Dann verkündete Kai-Uwe von Hassel, der Bundestagspräsident, das Ergebnis: 247 Stimmen für den Antrag. 249 wären notwendig gewesen, um Willy zu stürzen. Ich sprang vor Freude auf und jubelte. Wie mein Klassenkamerad Rainer. Die anderen schauten fassungslos auf die Leinwand. Ich war eben auf einem sehr konservativen Gymnasium.
Obwohl der Kanzler das Misstrauensvotum bestanden hatte, setzte er für November trotzdem Neuwahlen an. Und ich stürzte mich in den Wahlkampf. „Willy wählen!“ Das war die Zeit, in der ich wirklich politisiert wurde. Und damit war ich nicht allein. 91,1 Prozent der Deutschen gaben ihre Stimme ab, 45,8 davon entfielen auf Willy und die SPD.
Sören Kierkegaard hat mal gesagt: „Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muss man es aber vorwärts.“ Das beschreibt die Zeit für mich ziemlich gut. Es ging richtig was vorwärts, aber erst viel später habe ich verstanden, was da eigentlich passiert war. Willy Brandt hatte den Wandel nach Deutschland gebracht. Weg von der verstaubten Kultur des frühen 20. Jahrhunderts. Mehr Demokratie wagen – aber auch mehr Bildung, mehr Offenheit.
Ich bin der Meinung wir brauchen auch heute wieder einen Wandel. Wir brauchen wieder mehr Gerechtigkeit im Land, wieder Respekt vor der Lebensleistung aller Menschen. In den kommenden Wochen und Monaten will ich gemeinsam mit Euch das Programm dafür erarbeiten. Und dann kämpfen wir gemeinsam dafür. Und dann setzen wir es um.
(Martin Schulz)

 

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