Entstehung der SPD Coesfeld


Theodor Althaus (Quelle: Webers, Gerold:1910-1985 SPD Coesfeld. Coesfeld, 1985, S.22)

Im Münsterland fasste die SPD erst spät Fuß, so wurde erst 45 Jahre nach Gründung des ADAV am 23. August 1908 ein sozialdemokratischer Wahlverein Münster-Coesfeld gegründet.[1] Grund dafür ist zum einen, dass das Münsterland von einem konservativen Katholizismus geprägt war. Zu erkennen ist das unter anderem an den Reichstagswahlergebnissen des Wahlkreises Münster-Coesfeld von 1871-1912 bei denen die katholische Zentrumspartei stets zwischen 82 % und 95 % der Stimmen bekam.[2] Hinzu kommt, dass Katholizismus und Sozialismus zum einen aus Sicht vieler Sozialdemokraten, zum anderen aber vor allem aus Sicht der katholischen Kirche unvereinbar sind, so sah es beispielsweise Papst Pius XI. noch 1931.[3] Es ist also nicht erstaunlich, dass die erste Gewerkschaft, die sich 1902 in Coesfeld gründete nicht sozialistisch sondern ein christlicher Textil-Arbeiter-Verband war.[4] Zum anderen war die Industrialisierung im westlichen Münsterland noch nicht so weit fortgeschritten wie etwa im benachbarten Ruhrgebiet. Grund dafür ist die ausschließlich agrarische Strukturierung des Münsterlandes. Zusammenfassend kann man also sagen, dass die landwirtschaftliche Struktur des Münsterlandes und der ausgeprägte Katholizismus, dem sich die Münsterländer ganz verschrieben haben, einen Erfolg der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung verhinderten. Als erste sozialdemokratische Gewerkschaft in Coesfeld wurde am 16. Oktober 1904 der Verein der Weber und Berufsgenossen im Verband deutscher Textilarbeiter und –arbeiterinnen gegründet. Erster Vorsitzender und Mitbegründer dieses Vereins war Theodor Althaus, der später der führende Kopf der Coesfelder SPD werden sollte.[5] Im Januar 1906 hatte die Gewerkschaft 37 Mitglieder von denen aber nur 20 % in Coesfeld geboren sind.[6] Letzteres ist ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass die Coesfelder Bevölkerung größtenteils der Sozialdemokratie zurückhaltend gegenüber stand. Am 30. Januar 1910 trafen sich schließlich 70 Personen zur „Gründerversammlung“[7] des SPD Ortsvereins Coesfeld. Viele Mitglieder des Ortsvereins waren auch im Verband der Weber und Berufsgenossen aktiv, weshalb man diesen auch als Vorläufer der SPD Coesfeld bezeichnen kann.[8] Leicht hatten es die Genossen in Coesfeld nicht; obwohl das Sozialistengesetzt der Vergangenheit angehörte, standen sie unter polizeilicher Aufsicht[9] und gesellschaftlichen Rückhalt hatten sie im konservativen Münsterland auch kaum. So musste der Ortsverein beispielsweise im Sommer 1911 kurzfristig den Tagungsort einer Versammlung ändern, weil der Eigentümer des zuvor festgelegten Tagungsortes seine Zusage zur Versammlung zurückzog.[10] Ob der Grund für die Entscheidung des obengenannten Eigentümers, seine Zusage zurückzuziehen, politisch motiviert war lässt sich nicht genau sagen, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass er die gesellschaftlich „geächteten“ und unter Polizeiaufsicht stehenden Sozialdemokraten nicht in seinem Haus haben wollte. Um sich auch ohne „polizeiliche Aufsicht und Repressalien“[11] treffen zu können wurden Vereine  wie der Arbeiterradfahrbund Solidarität/ Freiheit gegründet. Zu diesem gehörte ab 1912 auch eine Turnabteilung, außerdem existierte in Coesfeld noch eine Ortsgruppe des Arbeiter-Abstinenten-Bundes.[12]

Während der Weimarer Republik ►


[1] Vgl. Gerold Webers: 1910-1985 SPD Coesfeld. Coesfeld, 1985, S. 13.

[2] Vgl. Walter, Bernd: Coesfeld im Zeitalter der Hochindustrialisierung (1860-1918). In: Damberg, Norbert (Hrsg.): Coesfeld 1197-1997. Beiträge zu 800 Jahren städtischer Geschichte. Band 1 von 3. Münster, 1999, S. 367.

[4] Vgl. Webers, 1985, S. 10.

[5] Vgl. Webers, 1985, S. 11.

[6] Vgl. Walter, 1999, S. 437.

[7] Ebd., S. 437.

[8] Vgl. ebd., S.437.

[9] Vgl. Webers, 1985, S. 18

[10] Vgl. ebd., S. 16.

[11] Ebd., S 18.

[12] Ebd., S. 17.

 

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